12.07.2022
Kieselbach: Festgottesdienst als krönender Abschluss des Kirchjubiläums

Eine ganze Woche lang feierten die Kieselbacher mit einem bunten Programm 500+1 Jahre Kirchjubiläum.
Den abschließenden Höhepunkt des Kirchenjubiläums in Kieselbach bildete der Festgottesdienst, der von Vater Michael und Tochter Angelika Hundertmark geleitet wurde.

Leuchtende Steine des Glaubens und körperlicher Mut zum Abseilen

Das gehört sich doch so: Wenn ein Gotteshaus gefeiert wird, gebührt dem festlichen Gottesdienst das Finale. Für Michael Hundertmark, erst Katechet und dann Pfarrer der Kirchgemeinden von Kieselbach und Merkers, inzwischen Kirchenrat im Ruhestand, und für seine Tochter Angelika, hier getauft und später auch Pfarrerin, war es nicht entscheidend, ob das Jubiläum 500 oder 501 Jahren gilt; schließlich gibt es ein Davor und Danach, von beidem reichlich. Als Aufhänger ihrer gemeinsamen Predigt von Kanzel und Pult wichtiger waren ihnen die Steine, von denen einer mit der nicht mehr lesbaren Jahreszahl 1521 die Außenmauer des Kirchenbaus zierte. Zu solchen gewichtigen Bestandteilen passte die Losung dieses Sonntags aus dem Galater-Brief: „Einer trage des anderen Last.“

Vom Sprung auf kantige Steine

Angelika Hundertmark erinnerte sich an Kinderspiele vor dem Pfarrhaus, auf dem Platz an der Linde, den Sprung über die ehrwürdige Mauer und die Landung auf einem Haufen Pflastersteine. Mit kleinen Kerzen versehene Steinbrocken wurden von Vater und Tochter vor dem Taufstein nach und nach zu einem Sinnbild gefügt, zusammen mit einem gewirkten Seil und einer zum Violinschlüssel gelegten roten Schnur. „Wieviele Steine werden wohl in den vergangenen zwanzig Generationen von den Menschen dieser Gemeinde bewegt worden sein?“, fragte Michael Hundertmark und stellte den Zusammenhang zum rotgewandeten Christus und seiner einladenden Gebärde im hohen Fenster hinter dem Alter her – auch dies ein weiterer, Mut machender Stein.

Die Pfarrerin brachte die Kindheitserinnerung an die in ihrem Hoftor sitzende ältere Frau, die ihr auf dem Heimweg den überlieferten Segen von Schule und Gott zugesprochen hatte. „Wir alle sind lebendige, leuchtende Steine“, erklärte Michael Hundertmark und bezog das auf alle Bauteile der Kirche, darunter die Orgel, ebenso wie auf den Gemeindekirchenrat und alle Gläubigen.

Die Wirkung auf den Zöller

Als Bibelstelle wurde der Kirchweihtext aus dem 19. Kapitel des Lukas-Evangeliums von dem bußfertigen Zöllner Zachäus und seinem durch Jesus‘ Besuch geheiligten Haus verlesen. Nicht nur die Orgel und der Gemeindegesang, sondern auch der von Mathias Theuerkauf geleitete Kirchenchor und der Posaunenchor umrahmten die Liturgie musikalisch. Die Abkündigung übernahm Peter Zinke; er dankte allen Mitwirkenden der Festwoche und lud zu den noch folgenden Programmteilen der Festwoche ein. An besondere Akteure richtete sich der Dank von Johannes Weymar, darunter an die jetzige Pfarrerin Franziska Freiberg, die in wenigen Tagen ihren Schwangerschaftsurlaub antritt.

Vielgestaltiger Ausklang

Die Gemeinde erlebte nach dem Gottesdienst noch die Wiederbelebung des Kirchennamens St. Ursula und begab sich dann zum gemeinsamen Mittagessen auf dem Lindenplatz, wo Ortsteilbürgermeisterin Simone Albrecht allen Gästenihr Willkommen entbot und einen freudigen Nachmittag wünschte. Kräftige Kost durch einen örtlichen Gastronomen, später auch Bratwurst, Kaffee und Kuchen wurden von den musikalischen Empfehlungen der Oberkrayenberger Musikanten mit ihren ausgeprägt Kieselbacher Wurzeln begleitet. Am Nachmittag wurde in der Kirche ein Puppentheaterspiel aufgeführt. Das Gotteshaus mit der Ausstellung des Heimat- und Brauchtumsvereins zum Kirchjubiläum konnte besichtigt werden, ebenso der Dachstuhl des Kirchturms, der dank vieler Umbauten mit verwinkelten Stiegen aufwarten kann. In Richtung Mutprobe ging das von der Freiwilligen Feuerwehr betreute Abseilen an der äußeren Stirnseite des Kirchturms; das war allem was für die jüngere Generation. Einwohner und Besucher verströmten Anerkennung für die vielgestaltige und reibungslos verlaufene Festwoche.

(Gastbeitrag von Werner Kaiser, Freiberuflicher Journalist)


Mehr Fotos

 Die St.-Ursula-Kirche in Kieselbach. © Werner Kaiser  Im Laufe ihrer Predigt gestalteten Angelika (im Bild) und Michael Hundertmark aus leuchten Steinen und Schüren ein Sinnbild für die Teile der Kirche und der Gemeinde und für ihren Zusammenhalt. © Werner Kaiser  Michael Hundertmark, erst Katechet und dann Pfarrer der Kirchgemeinden von Kieselbach und Merkers, inzwischen Kirchenrat im Ruhestand, und Tochter Angelika. © Werner Kaiser  Ortsteilbürgermeisterin Simone Albrecht (links) wünschte den Gästen zum Schlusstag der Kirchfest-Woche noch schöne Erlebnisse und nicht zuletzt guten Appetit. © Werner Kaiser  Zum Kirchfest wurde stellenweise auch Mut abverlangt, vor allem beim Abseilen vom Fachwerk-Obergeschoss des Kirchturms. © Werner Kaiser  Pfarrerin Franziska Freiberg aus Kieselbach. © Werner Kaiser  Impressionen vom Kirchjubiläum in Kieselbach. © Werner Kaiser  Impressionen vom Kirchjubiläum in Kieselbach. © Werner Kaiser  Impressionen vom Kirchjubiläum in Kieselbach. © Werner Kaiser  Impressionen vom Kirchjubiläum in Kieselbach. © Werner Kaiser  Auch Landrat Reinhard Krebs gratulierte zum Kirchjubiläum. © Werner Kaiser